Heidi Zengerling aus Heyerode

4. September 2008

Loschwitz ist Ausgangspunkt der Handlung des neuen Romans von G. Tenner. Vor zwei Jahren war ich in Dresden Loschwitz, am Wochenende der Museumsnacht, aber das nur so am Rande .... Ich finde es immer sehr interessant und spannend, wenn Tatorte bzw. Romanhandlungsorte dort spielen, wo man als Leser schon weilte, und wo man somit auch Erinnerungen und Bilder vor sich hat.

kurze Inhaltsangabe:

1994 im Sommer wird der Maler Helmut Müller-Karsten tod aufgefunden. Sein Atelier ist total verwüstet und die Untersuchungskommission unter Kommissar Barneby Kern hat schwer zu tun, um diesen so weitreichenden Fall zu klären.
Anfangs ist noch nicht klar, welche Verstrickungen dieser Fall aufweist. Er zeigt die Kunstszene in seiner ganzen Gewalt und schaut vorallem hinter die Fassaden dieser milliardenschweren Szene. Korruption und Stasimachenschaften kommen ans Licht. Auch Thomas Vester, der Stiefsohn von Helmut Müller-Karsten ist in den Fall verstrickt.

Tenner zeigt dem Leser und somit auch im Laufe der Krimihandlung dem Ermittlungsteam Einblicke in die Strukturen des staatlichen Kunsthandels der DDR. Kunstschmuggler und ihre "Arbeit" spielen eine große Rolle im Romangeschehen.

Warum nennt Tenner den toten Maler so, ich denke mal, weil er ihn mit seinem Vater vergleicht, der der bekannte Maler Helmut Schmidt-Kirstein (man merke die Ähnlichkeit !!) ist. Tenner lebte ja einige Jahre in Dresden und kennt sich daher in dieser Stadt sehr gut aus.

Auch die Frau von Müller-Karsten kommt ins Spiel, aber auf einmal wird der Fall ad Acta gelegt, da der Maler eines natürlichen Todes starb.

Aber noch lange ist der Krimi nicht beendet, die Spannung wird erhalten, nicht nur erhalten, sondern sie steigert sich noch, in dem Moment, als wieder ein Druck mit dem Titel "Das Lächeln der Mona Lisa" im Zusammenhang mit einem Mord, diesmal einem Doppelmord an Dieter Schubert und seiner Geliebten, passiert. Wieder gehen der Kommissar und seine Leute ans Ermitteln.

Nun geht der Krimi bis hin nach Russland, es geht um Devisenbeschaffung zu DDR-Zeiten, um die kriminellen Machenschaften, ein Engländer und auch Namen wie der des Staatssekretärs Schalck-Golodkowski tauchen in der Romanhandlung auf.

Die Verstrickungen werden immer extremer und der Leser wird noch immer nicht eingeweiht.

Dieses Buch liest sich überaus spannend und ich habe es keinesfalls bereut, dieses Buch gelesen zu haben. Ein Krimi par excellence, den George Tenner hier erschaffen hat.

Politik, Geheimdienste, Korruption usw. usw. ... diese Themen innerhalb der DDR und des "Westens" und über Deutschland hinaus geben immer wieder Roman- und Krimistoff vom Feinsten. Tenner hat dies auf besonders spannende Art und Weise verarbeitet.

Auch die handelnden Personen und die Orte, wo der Roman spielt sind sehr bildhaft und gut erklärt, sodass man sich als Leser wunderbar in die Romanhandlung hineinversetzen kann.

Wie immer schafft es George Tenner, den Leser mit seiner überaus spannenden und bildhaften Schreibweise und seinem unverwechselbaren kriminologischen Spürsinn und seiner Schärfe, sowie seiner klaren und deutlichen Ausdrucksweise an das Buch zu fesseln. Tenner bringt von Anfang an Spannung in den Krimi, sodass der Leser ständig am Rätseln ist, wer wohl in den Fall involviert sein mag, wer der oder die Täter sein könnten.

Ein realistischer Krimi, wie er tagtäglich passieren kann, nicht überspannt und übertrieben, sondern aus dem Leben gegriffen, das macht die Krimis Tenners aus, das liebe ich auch so an seinen Romanen.

Thomas Rüthrich aus Dresden

19. Juni 2008

…auf den Inhalt einzugehen ist jetzt sicher nicht mehr notwendig, ich möchte hier nur meinen subjektiven Eindruck von diesem Roman wiedergeben, wobei dieser wahrscheinlich neben all den Lobeshymnen nicht wirklich gefragt sein wird…

Vorab noch - als erstes habe ich nach einer Lesung auf Usedom im Letzten Jahr den „Usedomkrimi“ gekauft und gelesen, dass ich, nach dem bereits damals von G. Tenner angekündigt, auch gleich die erste Lesung zur „Mona Lisa“ an der Frauenkirche besuchte und dort auch die gewidmete „Mona Lisa“ erworben habe, lässt sicher auf meine Erwartungshaltung schließen.

…beim Lesen der „Mona Lisa“ wird man mit Fakten überschüttet, da lässt sich der recherchierende Journalist nicht verleugnen. Umfangreich und detailliert beschreibt der Autor jede Einzelheit, allerdings lässt sich der Eindruck nicht verwehren, dass ein Großteil der Fakten als „Füllwerk“ benutzt werden und keinen Einfluss auf die zu erzählende Geschichte haben. Der Lesefluss wird hierbei oftmals eher gehemm, weil man sich vorkommt eine Abhandlung durchzuarbeiten. Ich bin ein Dresdner und wahrscheinlich wurde das Buch auch nur für die 500.000 Einwohner geschrieben, denn die akribische Beschreibung auf welcher Straße, an welcher Kreuzung wo eingebogen wird, macht eine Seite voll, hilft aber nur dem Insider für seine Vorstellungskraft der Örtlichkeiten. Das Buch wirkte auf mich sehr konstruiert, das abrundende Drumherum, was den „roten Faden“ in einem Krimi umhüllen soll, nahm, durch das Aneinanderreihen bzw. Aufzählen von Künstler- oder Straßennamen etwas den Spaß am Lesen. Im Widerspruch zu den auf der einen Seite exakten und genauen Angaben, stehen dann die Ausführungen zu dem Hartz IV-Einkommen der Haushälterin von Müller-Karsten und dies Mitte der 90er, dass Hartz IV erst 2005 eingeführt wurde erfordert sicher keiner tiefgründigen Recherchen. Das St. Marien Krankenhaus in Dresden-Klotzsche gab es Mitte der 90er auch noch nicht und warum bringt der Kellner im Restaurant den Kommissaren das Essen, die Getränke und dann noch einmal das Essen. Solche „Kleinigkeiten“ sollten doch irgendjemanden gerade bei den sonst so peniblen Angaben vor dem Druck auffallen…

Für mich als Dresdner war der Dresdenkrimi jedenfalls nicht überzeugend, da werde ich mich wohl noch mal den „älteren“ Werken von G. Tenner widmen und auf Künftiges hoffen.

Thorsten Wirth aus Panketal

20. Mai 2008

Der neue Kriminalroman des Autors George Tenner spielt vor dem Hintergrund international tätiger Kunstschmuggler und deren Helfershelfer in Europa und darüber hinaus. Der Autor, früher selber in Dresden wohnhaft und Sohn des Malers Helmut Schmidt-Kirstein, vermag mit Insiderwissen und eifriger Recherche einen guten Einblick zu geben in Strukturen des staatlichen Kunsthandels der DDR und die Machenschaften der Staatssicherheit bei der „Erwirtschaftung“ von Devisen für die marode DDR. Er zeigt aber auch, dass die demokratisch verfasste Gesellschaft heute ebenso anfällig ist für allerlei Schmutziges und Korruptes.

Die Handlung setzt im Sommer1994 ein, als der Maler Helmut Müller-Karsten tot in seiner Wohnung im Künstlerhaus in Loschwitz gefunden wird. Ein zerstörter Druck und Unordnung im Atelier rufen die Mordkommission unter Hauptkommissar Barneby Kern auf den Plan. Schnell zeigt sich, dass der Stiefsohn des Toten, Thomas Vester, scheinbar etwas zu verbergen hat, was das Interesse Kerns weckt. Die zerstörte Lithographie mit dem Titel „Das Lächeln der Mona Lisa“ und der Stein dazu, ein Bildnis der Ehefrau Müller-Karstens, scheinen zwar eine wesentliche Rolle in dem Drama zu spielen, aber Barneby Kern kann Vester nichts beweisen. Als die Obduktion der Leiche einen natürlichen Tod ergibt, werden die Ermittlungen eingestellt.

Ein halbes Jahr später werden Kern und seine Leute in eine elegante Villa am Weißen Hirsch gerufen. Der Hausherr, der Kunsthändler Dieter Schubert und seine Geliebte wurden brutal mit einer pump gun erschossen, unter der Leiche liegt ein zerstörter Druck: „Das Lächeln der Mona Lisa“...

Die Frauen und Männer der Dresdner Mordkommission ermitteln zügig in alle Richtungen und stellen natürlich auch eine Verbindung zu den Vorfällen um den Künstler und dessen Stiefsohn Vester her. Doch der scheint für die Tat über ein Alibi zu verfügen...

Barneby Kern ermittelt jedoch auch in eine ganz andere Richtung: der Ermordete Kunsthändler Schubert schien über Verbindungen in ganz bestimmte Kreise zu verfügen, die womöglich noch aus Zeiten des Kalten Krieges herrührten, als Schubert vom Westen aus Kunstgegenstände aus der DDR exportierte, um dem maroden System Devisen zu beschaffen. Es tauchen die Namen russischer Ex-Geheimdienstler und Finanztycoone ebenso auf wie die von KoKo-Mitarbeitern aus dem Umfeld des umtriebigen Staatssekretärs Schalck-Golodkowski. Und auch der Nachbar Schuberts, der joviale Brite Paul Douglas, scheint den Toten aus diesen Jahren zu kennen. Kern und seine Leute haben alle Hände voll zu tun. Sie ermitteln im Umfeld Vesters, weil in dessen Wohnung eine Waffe und größere Mengen Geld entdeckt wurden, dessen Herkunft der psychologisch anscheinend gestörte Vester nicht erklären kann oder will. Sie ermitteln im Umfeld der Kunstgalerie Falconettis, weil dort bei einem Einbruch ebenfalls eine Lithographie der „Mona Lisa“ zerstört wurde.

Nach einem weiteren Mord und diversen Befragungen gelingt es der Dresdner Mordkommission um Barneby Kern, die Fäden zu entwirren und die Täter zu entlarven. Daß der Fall inzwischen internationale Außmaße angenommen hat, kann Kern nicht überraschen. Daß die Gerechtigkeit aber teilweise auf der Strecke bleibt, weil es derzeit nicht oppertun scheint, den Täter einem Gericht zu überantworten, trifft aber auch Kern hart.

George Tenner hat einen Roman geschrieben, der sich vom Krimi zum Thriller entwickelt und der trotzdem gerade die Polizeiarbeit sehr realistisch beschreibt. Die Arbeit der Mordkommission mit den verschiedenen Charakteren der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht ebenso im Vordergrund wie die psychologische Studie des Stiefsohnes Thomas Vester, der durch eine unglückliche Kindheit geprägt ist und zu einem kaum eigenständig lebensfähigen Menschen heranwuchs. Gerade die Figur des Vester wird vor dem Leser sehr gut entwickelt und beleuchtet, was das Ende des Romans zu einem erschütternden Zeugnis werden lässt. Die Aspekte des internationalen Kunstschmuggels mit seinen mafiösen Strukturen werden ebenfalls anschaulich dargestellt, ebenso die Machenschaften der DDR-Staatssicherheit im Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKO). Wir erfahren Einiges über die Aktivitäten deutscher und russischer Geheimdienste vor und nach der Wende, über Putin und Beresowski z.B...

Überhaupt ist das Thema DDR, SED und Stasi bei Tenner ein immer wiederkehrendes Motiv, was sich aus dem Lebensweg des Autors logisch ableiten lässt. George Tenner saß in den 1960er Jahren wegen versuchter Republikflucht ein und floh 1966 mit einem Schlauchboot über die Ostsee.

Nicht vergessen werden darf natürlich Dresden. Diese Stadt an der Elbe, die „italienischste aller deutschen Städte“ bildet die Folie, vor deren Hintergrund sich diese spannende und tragische Geschichte abspielt. Der Leser begleitet Kern und seine Leute mit dem Auto durch die Stadt, betrachtet nachdenklich die Elbdampfer, genießt das Essen in verschiedenen Restaurants und spürt die Kunstgeschichte Dresdens im Künstlerhaus in Loschwitz. Dies alles zusammen macht das Buch zu einem gelungenen Dresden-Krimi, aber eigentlich zu viel mehr.

Ein lesenswerter Roman!

Dagmar Hartmann aus Berlin

16. April 2008

Der Klappentext verrät ja schon, es beginnt mit dem toten Kunstmaler. Zunächst deutet alles darauf hin, dass in seiner Wohnung eingebrochen und der Mann überwältigt wurde. Dies muss allerdings revidiert werden, denn er ist eines natürlichen Todes gestorben. Das Chaos in der Wohnung macht die Polizisten stutzig und nachdem noch zwei andere Personen, die mit Kunsthandel zu tun haben, tot aufgefunden werden, wird die Mordkommission auf den Plan gerufen.

Als Verdächtige kommen nun mehrere Leute in Frage, die mit der Kunst-Szene und auch den momentanen Personen etwas zu tun haben könnten. Da wäre zunächst der Stiefsohn Thomas Vester, der im Haus wohnte, dessen Freund oder auch ein naher Nachbar im Kreis der Verdächtigen sowie der Galeriebesitzer Fuoli. Weitere Bekannte gelangen in die nähere Betrachtung der Kommissare, zumal der Fall immer undurchsichtiger wird.

Die Ermittlungen gehen in verschiedene Richtungen. Zum einen spielt der Kunsthandel eine Rolle, Personen des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit kommen ins Blickfeld, auch die Sizilianische Mafia scheint präsent zu sein. Nur wie passt das alles zusammen?

Und welche Bedeutung hat spielt dabei das zu beiden Todesfällen gehörende Werk "Das Lächeln der Mona Lisa", das sowohl als Bild als auch mit seinem Lithografiestein mutwillig zerstört wurde?
Zunächst wird Thomas Vester verdächtigt, der ein Hass aus Jugendzeit auf seine Mutter hat, denn diese hat ihn einst vernachlässigt und später Geld und Bilder zum Verkauf zugesteckt. War das ihre Wiedergutmachung? Und warum wollte er dann angeblich alle 25 Exemplare der Mona Lisa, die ein Bildnis seiner Mutter darstellt, unbedingt behalten?

Eine Rolle spielen auch der Freund und Freundin von ihm, zumal es einen Streit gab indem auch die homosexuelle Seite von ihm zur Sprache kommt. Ging es möglicherweise um Eifersucht?
Oder geht die Aufklärung doch in eine ganz andere Richtung?
Im Laufe der zahlreichen Gespräche mit wichtigen Personen, Observierungen von diversen auffälligen PKWs, Offenbarungen hochrangiger Leute, Verhöre der Verdächtigen und der Mitarbeit des LKA hinter vorgehaltener Hand kommt ein ganz anderer Aspekt zutage.

Einzelne hochrangige Offiziere, die Kontakte zu italienischen Mafia haben, mit Kunst und Schmuck handelten und damit viel Geld machten sowie andere Beweismittel führen letztendlich zur Aufklärung des Falles und zur Aushebung eines Sumpfes, mit dem Barneby Kern mit seinem Team am Anfang nicht gerechnet hatte.
Verschiedene Personen - teilweise aus dem Ausland - haben dabei besondere Aufgaben oder auch persönliche Absichten, denen sie nachgehen, um ihr Ziel zu erreichen. Dabei machen sie auch vor Ablenkung und Mord nicht halt.

Denn es gibt insgesamt nicht nur einen Mörder, der dingfest zu machen ist. Dieser wird außer Landes geschleust. Nicht ohne zu erwähnen, das einem anderem sein Tod ganz gut in den Kram passen würde. Eine weitere Person wird zusammen mit einem Mittäter verhaftet, die Auftraggeber sind nicht in Deutschland angesiedelt.
Mehr möchte ich hier nicht verraten, es soll bei meinen Andeutungen bleiben, damit sich der Leser die Story Stück für Stück erarbeiten kann.

Für mich ist die Auflösung ziemlich heftig, denn es gibt viele Verstrickungen von Personen mit hochrangigen Ämtern, von denen man es nicht geahnt hätte. Insgesamt aber logisch, wenn man die Geschichte und deren Hintergründe verfolgt.

Von Anfang an ist der Text kompakt und fließend gestaltet. Der Autor ist in der Lage, den Leser unmerklich mitzureißen und in die Story zu geleiten, aus der man erst auf der letzten Seite wieder heraus kommt. Dabei benutzt er verschiedene Merkmale: Zum einen die Authentizität der Lokalitäten, Straßen und Gebäude.

Ich hatte das Gefühl, in den Autos der Ermittler mitzufahren, denn er lenkt die Aufmerksamkeit auf Details, die zu Dresden gehören. Allein das "Blaue Wunder" müsste jedem ein Begriff sein. Man erfährt somit einen Teil der Stadtgestaltung und kann sich bildlich vorstellen, an welcher Stelle sich die Leute gerade befinden. Das bezieht sich auch auf die Verfolgung der PKWs, wenn sie einen Wagen zum Zwecke der Observierung verfolgen.
Weiter gibt der Autor Einblick in die Lithografie. Dabei stellt er dies nicht nur einfach fest, sondern er erklärt die Herstellung und die Besonderheiten solcher Werke, so dass man sich eine solche Arbeitsweise gut vorstellen kann.

In Zusammenhang mit der Verstrickung und Involvierung diverser Machenschaften von verschiedenen Personen, die zur Mafia oder auch der StaSi gehören, hat er ebenso authentisch recherchiert und dies geschickt in den Roman verflochten.
Man könnte sagen, es ist eine politische Verarbeitung der DDR-Vergangenheit, den er in einen Krimi verpackt hat. Denn es sind Leute und Firmen mit Namen genannt, die einen Wiedererkennungswert abgeben. Einige Wahrheiten von bekannten Personen kommen ans Licht. Nennen werde ich sie an dieser Stelle aber nicht.

Die erwähnte Einflechtung echter Fakten in einen Krimi erreicht der Autor durch zwanglose Gespräche, bei denen die Leute mit den Kriminalisten sprechen oder auch in Verhören in Form von Frage-Antwort-Manier. Auch Beweismittel sind im Buch enthalten, die durch Datum und Unterschrift authentisch benutzt werden. Die Geschichte des Thomas Vester oder anderer Personen ist an manchen Stellen in Erzählform gestaltet.

Die Kriminalisten der Mordkommission Dresden werden nicht nur als Ermittler dargestellt, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. Man erfährt während des Lesens die Familienverhältnisse und Besonderheiten des jeweiligen Menschen.
Es handelt es sich dabei also nicht um Arbeitsmaschinen, sondern um Leute, die Zweifel an ihren Theorien und den Verdächtigen haben, man kann mit ihren Gedanken mitgehen, mitdenken, fluchen und sich ebenso an ihren Ermittlungserfolgen freuen.

Ebenso gibt der Autor Einblick in die Gefühlswelt der jeweiligen Person, den Teamgeist, der Integration eines neuen Kollegen, die Sorgen für Krankheit, Überdenken der Familienverhältnisse und deren Entschlüsse usw. usf. Auch das macht den Roman authentisch.

Somit wird das Buch an keiner Stelle langweilig, im Gegenteil: Ich habe den Eindruck gewonnen, es beinhaltet Wissen und kriminelle Arbeit in kompakter Form. Es gibt keinen Satz zu wenig oder zuviel. Es ist ein politischer Kriminalroman, der es in sich hat und spannend vom Anfang bis zum letzten Wort.

Grit Weber aus Berlin

3. April 2008

Wer George Tenner´s Bücher kennt, weiß, daß er nicht nur einfach Thriller und Krimis schreibt, die den Leser auf spannende Art unterhalten. Stets baut er brisante politische Themen ein, die er entweder selbst erlebt oder akribisch recherchiert hat. Ebenfalls erwähnenswert ist die jeweilige Beschreibung der Schauplätze, die von seiner Ortskenntnis zeugen. Nichtsdestotrotz kommt aber auch der politisch uninteressierte Krimileser auf seine Kosten. So auch bei dem Dresden-Krimi "Das Lächeln der Mona Lisa", welcher schon vom Cover her sehr interessant gestaltet ist, denn es zeigt die Dresdner Frauenkirche.

In "Das Lächeln der Mona Lisa" gibt es gleich im Prolog die erste Leiche. Auch wenn nach der Obduktion des Kunstmalers ein natürlicher Tod festgestellt wird, die ermittelnden Polizisten um Kriminaloberkommissar Thomas Lenz und Hauptkommissar Barnebey Kern vermuten, daß sich hinter diesem Vorfall mehr verbirgt, denn warum sind sowohl die Lithografie als auch der Druckstein zerstört? Hat der Stiefsohn des Kunstmalers etwas damit zu tun? Vieles spricht dafür, doch während seiner Verhöre rücken weitere Personen als Täter ins Rampenlicht.

Ein Einbruch in eine Dresdener Galerie sowie ein Doppelmord an einem Kunstsammler und seiner Lebensgefährtin, bei denen ebenfalls Bildnisse von "Das Lächeln der Mona Lisa" beschädigt und zerstört werden, bringen weitere interessante Fakten zum Vorschein, denn sowohl der Galeriebesitzer als auch das Nachbarspärchen der Ermordeten haben brisante Geschichten zu erzählen. Langsam fügt sich ein Indiz ans andere und es wird sehr fraglich, ob es für die Taten wirklich nur einen Täter gibt, obwohl es jedes Mal um das gleiche Bild geht. Es stellt sich zudem die Frage, was an dem Bild so besonders ist und wen es darstellt. Da es insgesamt 25 Abzüge dieses Bildes gibt, ist zu befürchten, daß weitere Straftaten folgen werden.

Es ist wohl sehr gut erkennbar, daß es bei diesem Krimi um sehr verzwickte und miteinander verstrickte Verbrechen geht, die aufzuklären gar nicht so leicht sind. Es ist äußerst interessant, mitzuerleben, wie die Polizeiarbeit von statten geht. Es gibt Verhöre, Befragungen, Recherchen und teamübergreifende Zusammenarbeit, wobei sich langsam aber stetig Puzzleteil an Puzzleteil fügt, die letztendlich zur Aufklärung führen wird. Doch bis dahin dreht sich die Spannungsspirale permanent. Der Leser wird bereits im Prolog an das Buch gefesselt und es läßt ihn bis zur letzten Seite auch nicht wieder los. Zu spektakulär sind die Ermittlungsergebnisse.

Somit ist "Das Lächeln der Mona Lisa" für alle Krimi-Fans eine empfehlenswerte Lektüre.

Wer sich jedoch einmal mit dem Autor beschäftigt und sich seine Biografie zu Gemüte führt, der wird erkennen, daß George Tenner hier sehr viel selbst Erlebtes und Recherchiertes eingebaut hat. Das läßt seinen Krimi in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Daß die Romanfigur ein Kunstmaler ist und den Namen Helmut Müller-Karsten trägt hat sicherlich seinen Grund, denn sein Vater, Helmut Schmidt-Kirstein war ebenfalls ein Kunstmaler.

In dem Buch wird auch ein Brief vom Sohn des Kunstmalers erwähnt, der in Öhningen am Bodensee beheimatet ist:
"Lieber Vater, wie Du siehst, ist aus mir auch etwas geworden. Kein Maler, denn dazu fehlt mir jegliches Talent. Aber ich denke, ich bin ein brauchbarer Journalist und Buchautor geworden…"

Hier sind eindeutig Parallelen zu George Tenner´s Biographie zu erkennen. Das fällt dem Leser, der sich nicht für den Autor interessiert, zwar nicht auf, weil sich solche Textpassagen wie selbstverständlich in den Gesamttext einfügen, wer jedoch dieses Interesse hat, ist begeistert.

Beeindruckend sind auch die Passagen, in denen es um Kunstmalerei, speziell um die Anfertigungen von Lithographien und derer Druckplatten geht. Hier erkennt man das fundierte Fachwissen, über welches der Autor von Hause aus verfügt.

Was jedoch diesen Krimi so spektakulär und brisant wie einen Thriller macht, sind die Ermittlungsergebnisse der Polizei, denn dem Leser werden hier die grenzübergreifenden Machenschaften zwischen DDR und BRD zu Zeiten des Kalten Krieges geschildert. Es geht hierbei insbesondere um die Praktiken und schmutzigen Geschäfte der StaSi, um Kunstschmuggel russischer Banden und auch um die Sizilianische Mafia. Hierzu werden Namen bekannter Persönlichkeiten genannt und Fakten aufgelistet. Im Anhang zum Buch findet man entsprechende Quellen, die den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen bestätigen. Das regt einen unheimlich zum Nachdenken an und vielleicht auch dazu, selbst einmal in diesen Angelegenheiten zu recherchieren.

Des Weiteren greift George Tenner in seinem Krimi Thematiken auf, wie zum Beispiel Fluchthilfe, Homosexualität und häusliche Gewalt. Auch hier wird der Leser angeregt, sich Gedanken dazu zu machen.

Besonders gut gelungen finde ich stets die Ortsbeschreibungen der Schauplätze. Hauptsächlich geht es in diesem Buch um Dresden, doch auch andere Orte, werden genannt und jedes Mal bemerkt man anhand der Beschreibungen, daß George Tenner dort ortskundig ist. Dazu folgend eine Textpassage:

"Sie fuhren von der Polizeidirektion in der Schießergasse über die Steinstraße direkt zum Käthe-Kollwitz-Ufer und dort an der Elbe entlang. Der Ausflugsdampfer "Cosel" fuhr eine kurze Zeit neben ihnen flußaufwärts. ... Sie nahmen die neue Umfahrung und kamen von der Rückseite über die Kretschmer- und Tolkewitzer Straße zum Schillerplatz. Als sie das "Blaue Wunder" überquerten, konnten sie linksseitig die "Cosel" wieder sehen. Vor dem Körnerplatz staute sich der Verkehr und Thomas Lenz stellte das Blaulicht aufs Dach. Das zuckende Licht brach sich in den Schaufenstern der Geschäfte und wurde mehrfach wiedergegeben. Die Ermittler preschten die Pillnitzer Landstraße entlang…"

An diesem Beispiel kann man auch den anschaulichen Schreibstil des Autors erkennen. So informationsreich das gesamte Buch auch ist, stets treibt einen der angenehm flüssige Schreibstil zum Weiterlesen. Das Verhältnis zwischen Erzählstil und wörtlicher Rede ist ausgewogen. Interessant finde ich auch die recht unterschiedlichen Möglichkeiten, den Leser mit Informationen zu versorgen, obwohl es sich fast ausschließlich um Äußerungen der agierenden Personen handelt, denn mal wird ein Verhör geschildert, bei dem es sich natürlich um ein Zwiegespräch handelt, dann wiederum erzählt der Befragte mal seine Geschichte am Stück, was zu einer längeren Textpassage führt, und ein anderes Mal wird das Erzählte als Rückblick und somit als gesonderte Geschichte eingefügt. Das ist sehr gut gemacht, denn dadurch kommt zu keiner Zeit Langeweile auf.

Sehr gut gelungen ist auch die Beschreibung der einzelnen Personen nebst deren Verbindungen zueinander. Nach und nach wird der Leser mit dem agieren Personenkreis bekannt gemacht, der durch die sehr gute Beschreibung Einzelner stets übersichtlich bleibt, obwohl es eigentlich ein recht großer ist, da es sich ja um mehrere Delikte handelt, wo neben Opfern und deren Verwandten auch die Bekannten, Nachbarn und Geschäftspartner ins Verhör genommen werden. Hinzu kommen noch die ermittelten Polizisten, von deren Privatleben auch eine Menge berichtet wird.

Ja, dieser Dresden-Krimi ist nicht einfach nur eine spannende und unterhaltsame Lektüre, er ist ein vielseitiges und vielschichtiges Gesamtkunstwerk, welches den Leser auch lange nach Auslesen des Buches nicht in Ruhe läßt. Die Idee, einen Kriminalroman mit derartigen brisanten Tatsachen zu spicken und ihm auch so viel Autobiographisches hinzuzufügen, finde ich unheimlich interessant und speziell in diesem Fall großartig gelungen.

Daher gibt es für "Das Lächeln der Mona Lisa" eine uneingeschränkte Kaufempfehlung mit 5 dicken Sternen!