Gabi Lauer aus Rehfelde


17. Juli 2008

Lasse Larssons zweiter Fall holt ihn mitten in der Nacht aus der wettertrüben vorweihnachtlichen Stimmung. Er hat so gar keine Lust aufzustehen, als sein Telefon gegen zwei Uhr morgens – noch dazu am Wochenende – klingelt und er sich zu einem Platz in Heringsdorf begeben soll, an dem kurz zuvor ein Toter aufgefunden wurde.
Wer ist der Tote ? Das ist recht schnell geklärt, wenn auch das Puzzle der Hintergründe sich erst nach und nach zusammensetzen lässt. Ebenso bedarf es einiger Ermittlungen, die eigentliche Todesursache festzustellen. War es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord ?
Paul Maier, der Kriminaltechniker, hat wie immer einen seiner geliebten Sprüche auf der Zunge, die einen selbst – dank der Ironie – meist zum Schmunzeln anregen. Lasse Larsson fühlt sich von diesen aber eher genervt, hätte viel lieber eine sofortige Antwort auf seine vielen Fragen.
Und da ist auch gleich am Anfang die hübsche und intelligente weibliche Verstärkung in Lasse Larssons Team, die nicht nur die (sehnsüchtigen) Blicke Lasses auf sich zieht. Und diese holde Weiblichkeit weiß ziemlich genau, was sie will – auch in Bezug auf Lasse. Aber lässt sich ein Lasse Larsson so einfach erobern und festnageln ?
Bald tauchen viele Personen unterschiedlicher Herkunft und Bedeutung auf und man wäre gut beraten, sich selbst eine für Lasse Larsson unentbehrliche WingDings-Übersicht zu schaffen. Und als dann noch auf Lasse geschossen wird, stellen sich immer neue Fragen. Will man ihn von der Lösung seines neuen Falls abhalten ? Gibt es eine Verbindung zu seinem ersten Fall ? Oder holt ihn gar seine Berliner Vergangenheit wieder ein ?
Und welche Rolle spielen die Personen asiatischer Herkunft ? Gibt es tatsächlich eine besondere Bedeutung für rote Gladiolen ? Und was verbirgt sich hinter den geheimnisvollen Triaden ? Ist es die Spielsucht des Ferdinand Huebner, die dem Krimi überhaupt den entscheidenden Impuls gibt ? Und was steckt mehr als ein halbes Jahr nach der Aufklärung der Todesumstände des Ferdinand Huebner hinter einem erneuten Todesfall ?
Man erwartet auch vom 2. Usedom-Krimi Tiefgründigkeit und Genauigkeit und kann gewiss sein, dies zu erfahren. Aufwendig recherchierte Informationen versprechen neben kriminalistischer Spannung, gelebter Menschlichkeit auch so einiges an Bildung. Geschickt versteht es George Tenner, Kriminalgeschichte und eine enorme Menge an Sachkenntnissen zu verbinden und fordert den Leser auch im 2. Usedom-Krimi nicht gerade wenig. Faszination und Warnung liegen oft ganz dicht beieinander.
Und es wird wieder einmal mehr lecker gekocht. Es lohnt sich ganz sicher, nach der Lektüre den Kochlöffel zu schwingen und das feine Mahl selbst einmal anzurichten und zu genießen.
Alles in allem ein toller Krimi, wenngleich ich den ersten Fall in punkto Spannung und Dramaturgie noch intensiver empfand. Vielleicht deshalb, weil die Geschichte, die Opfer unmittelbarer am Leben der „ganz normalen“ Menschen dran waren. In jedem Falle ist der 2. Usedom-Krimi unbedingt lesens- und empfehlenswert und für mich persönlich eine Bereicherung meiner eigenen Büchersammlung.
Und so freu ich mich schon jetzt auf Lasse Larssons dritten Fall, denn wie ich außerdem bereits vom Autor erfuhr, wird dieser nicht weniger interessant und knifflig sein. Danke Herr Tenner !

Thorsten Wirth aus Panketal


17. Juli 2008

Der 2. Fall des KHK Lasse Larsson beginnt mit einem Paukenschlag. Ein Mensch stürzt sieben Stockwerke hinab in den Innenhof der Heringsdorfer Kurklinik und ist tot. Unfall, Selbstmord oder Mord? Die Ermittlungsroutinen laufen an, Personal und Bewohner befragt, Spuren gesichert. Bei dem Toten handelt es sich um den aus Singen / Bodensee stammenden stellvertretenden Baudezernenten Ferdinand Huebner, der sein Geld mit undurchsichtigen Spekulationen und im Spielcasino durchgebracht hat. Das bietet Larsson und seinen Leuten schon einen ersten Ermittlungsansatz. Zumal sich herausstellt, dass Huebner bereits hochverschuldet war. Oder könnte Wettbetrug eine Rolle spielen? Immerhin hatte das Opfer vor seinem Tode einen nicht unbedeutenden Gewinn einstreichen können.

Larsson selber kämpft mit Personalproblemen in seiner Abteilung und kann die aufgeweckte Polizeimeisterin Monika Landris vorläufig in seine Mannschaft versetzen lassen.

Dank der Gerichtsmedizin ist auch geklärt, dass der Tod Huebners Mord war: der Tote wurde vor dem Sturz betäubt.

Larsson reist nach Singen an den Bodensee, um die Witwe des Opfers zu befragen, die als Begünstigte auch tatverdächtig ist. Er findet heraus, dass Susanne Huebner ein Verhältnis mit Arne Hoffmannhat, der als Fährführer auf dem Bodensee arbeitet. Hoffmann ist aber für einige Tage verreist und nicht erreichbar.

Gleichzeitig ermitteln die Kollegen aus Usedom gegen eine dubiose Finanzfirma mit Sitz in Ahlbeck, die auch in Kontakt zum Singener Baudezernenten Huebner gestanden zu haben scheint. Inhaber Peter Petersen gibt an, mit dem Opfer über die Bebauung eines Grundstückes am Bodensee verhandelt zu haben. Er verwickelt sich allerdings auch in Widersprüche, die ihn verdächtig erscheinen lassen.

Die Überwachungskameras am Heringsdorfer Casino führen die Ermittler um Lasse Larsson auf eine weitere interessante Spur: ein chinesisches Pärchen, welches auch andernorts mit Huebner zusammen getroffen ist. Auch der frische Strauß roter Gladiolen auf Huebners Zimmer weisen in diese Richtung, gelten diese Blumen doch als Zeichen chinesischer Triaden.

Neben positiven Ereignissen - Larsson verliebt sich in die Polizeimeisterin Monika Landris - erlebt der Kommissar auch Negatives: seine Berliner Vergangenheit holt ihn in Gestalt der Familie Arasücü wieder ein. Bei der Verhaftung eines des Ehrenmordes an seiner Schwester Verdächtigen tötete Larsson den Täter in Notwehr, dessen Famile schwor Rache und taucht nun in Heringsdorf auf. Auf Larsson wird geschossen, bevor es der Polizei gelingt, den Verdächtigen zu finden.

Der Autor George Tenner zeigt in seinen Romanen um den eigenwilligen Kommissar Lasse Larsson, der viele von Tenners eigenen Wesenzügen aufweist eine Gesellschaft, die weit davon entfernt ist, in Ordnung zu sein. Tenner kritisiert sehr offen Dinge, die er für falsch hält, spricht Dinge aus, die für manche ein Tabu darstellen. Er zeigt, dass die kleine Welt der Insel Usedom nicht heiler ist als die große weite Welt der internationalen Finanzmanipulationen oder Mafiakartelle. Er lässt den Leser teilhaben an den detaillierten Ermittlungen der Polizei, die mal in eine Sackgasse führen und mal zur Aufklärung eines Falles. Den Romanen ist die genaue Recherche anzumerken, die hinter ihnen steckt. Ausführlich schildert der Autor die Überlegungen der Polizisten, er stellt den Ermittlungsstand immer wieder dar, beschreibt auch die Irrungen und falschen Schlüsse und nähert sich so möglichst realistisch der Beschreibung der Ermittlungsarbeit. Dies bleibt insbesondere spannend, weil er psychologisch genau das Seelenleben der Beteiligten beschreibt , allen voran das der Hauptprotagonisten Lasse Larsson und Monika Landris. Er ist dabei erstaunlich nahe an dem Vorbild vieler Krimi-Autoren Henning Mankell. Es ist auch kein Zufall, dass Larsson manchmal verträumt an der Heringsdorfer Seebrücke steht und der Fähre nach Ystad nachschaut, bevor sie am Horizont verschwindet. Danach kauft er sich im Zeitungsladen eine Zeitung und genießt in der Bäckerei ein Stück Kirschkuchen.

Wenn auch jeder Schriftsteller seinen eigenen Schreibstil hat, so finden sich doch hier sehr viele Ähnlichkeiten mit Mankell im Ansatz der Plotkonstruktion, in der Beschreibung des Polizeiteams, in der Beschreibung der anscheinenden Übermacht des Verbrechens. Der Stil des Autors ist thrillergemäß vorwärts gerichtet, wird jedoch auch durch Rückblenden unterbrochen. Typisch sind auch Dialoge wie der folgende:

"Der Chinese hat Ihnen eine Frist gesetzt, in der Sie das Geld übergeben müssen?"
"Ja."
"Wann ist der letzte Termin?"
"Am 12. Januar."
"Also diesen Sonntag schon."
"Ja."
"Werden Sie zahlen?"
"Ich sagte schon, wir sind derzeit nicht liquide."
"Wer holt das Geld, wenn Sie welches zahlen?"

Oft baut der Autor Protokolle in die Geschichte ein, dazu authentische Zitate in kursiver Schrift, welche die realitären Hintergründe der Handlung belegen. Dies schafft beim Lesen eine zusätzliche emotionale Spannung.

Meist begleitet der Leser Lasse Larsson bei dessen Ermittlungen, in kurzen Dienstbesprechungen erfährt man dann, was die Kollegen in dieser Zeit an Fakten zusammen getragen haben. Dies alles trägt zu einer recht authentische Atmosphäre bei, was auch durch die Anerkennung und Unterstützung des Autors durch die Anklamer Polizei belegt wird.

Als der Fall einen weiteren Toten später gelöst ist, ist längst nicht alles gut. Zwar konnte Huebners Mörder identifiziert werden, aber auch er war nur ein Rädchen im Getriebe des internationalen Verbrechens. Und die Drahtzieher können nicht belangt werden, befinden sie sich doch außerhalb des Zugriffbereiches deutscher Behörden.
So bleibt allenfalls das private Glück anzustreben, was Larsson dann auch versuchen wird.

Fazit: "Der Drachen des Todes" ist ein äußerst spannender Thriller, ein Polizeiroman, der im Schafspelz des Regionalkrimis daher kommt. Er beleuchtet insbesondere das Thema der chinesischen Triaden und ihrer Tätigkeit auf deutschem Boden ausführlich, worüber es wenig aktuelle Literatur zu geben scheint. Die Orte sind, sowohl was die Insel Usedom anbelangt wie auch die übrigen Örtlichkeiten, sehr plastisch und nachvollziehbar beschrieben. Die persönlichen Ansichten des Autors, die allgemein oder durch Lasse Larsson formuliert im Buch auftauchen, sind streitbar, aber das ist auch gut so.

Dagmar Hartmann aus Berlin


8. Juni 2008

Es beginnt diesmal etwas Mysteriös. Als Leser wird man sofort in die Geschichte geworfen, indem man mit einer Person eine heikle Szene erlebt. Was da wirklich abgelaufen ist, das klärt sich allerdings erst später und wird in geduldiger Ermittlungsarbeit wie ein Puzzle zusammenfügt werden. Diese beginnt auch gleich im nächsten Kapitel. Ein Mann wird im Innenhof einer Kurklinik tot aufgefunden, offensichtlich ist er aus dem siebten Stock gefallen - oder gestoßen worden. Das ruft natürlich Lasse Larsson und sein Team auf den Plan, besser aus dem Bett, denn der Anruf erreicht ihn mitten in der Nacht. Nach der Untersuchung der Spurensicherung wird klar: es war kein Unfall.
Sogleich beginnt eine umfassende Recherche. Wer war der Mann, von wo war er angereist, was haben die Gäste des Hotels gesehen oder gehört? Mit welchen Personen er hatte Kontakt? Welches mögliche Motiv und von wem gibt es für die Tat und was hat es mit den roten Gladiolen auf sich, die nicht das Hotelpersonal in sein Zimmer gestellt hat?

Eine mögliche Spur führt ihn nach Singen und Konstanz am Bodensee. Lasse Larsson und sein Team finden schnell heraus, dass er Spielschulden hatte und seine Autofirma in die Pleite getrieben hatte. Als kommissarischer Bauleiter hatte er sich verspekuliert, somit könnten es also Geldgeier gewesen sein, die es aus diesen zwei Gründen auf sein Leben abgesehen hatten. Bei der Befragung der Gäste im Hotel gab es widersprüchliche Informationen, was den Hergang betraf. Auffällig war jedoch, dass ein Teil des Personals nicht auffindbar war. Dabei handelte es sich um Vietnamesen. Durch die Ermittlungen erfuhren Lasse Larsson und sein Team von Kontakten mit Chinesen, die in mehreren Casinos mit ihm zusammen trafen. Können Sie dort vielleicht ansetzen? Aber gibt es da wirklich einen möglichen Zusammenhang?

In seinem unmittelbaren Umfeld gibt es ebenfalls Leute, die Ferdinand Huebner kannte, zum Beispiel die Finanzfirma, die mit Bestechungsgeldern handelte oder auch der Freund seiner Frau, mit dem sie ihn betrog. Sie hatten also mehrere Verdächtige und ebenso viele Motive. Oder waren es doch die Spielschulden, die so zwangsläufig zu seinem Ableben führten? Fragen über Fragen.

Lasse Larsson und sein Team hatte also eine Menge Arbeit zu bewältigen. Er konnte durchsetzen, dass die Kollegin Monika Landris aus einer anderen Abteilung zu seiner Gruppe hinzugezogen wurde. Mit ihr und Lasse entwickelt sich innerhalb des Buches eine ganz besondere Beziehung, mit deren Entscheidung er zu kämpfen hat. Denn er bildet sich ein, nicht verbindungsfähig zu sein und hat wohl Angst vor der eigenen Courage. Man darf also gespannt sein.

Erschwert werden die Ermittlungen durch einen Mordanschlag auf den Kommissar durch einen türkischen Mann, der Lasse gleichzeitig mit seiner Berliner Vergangenheit konfrontiert. Er hatte damals seinen Bruder niederschlagen müssen, aus Notwehr. Nun will der Bruder Rache. Zunächst ist der Vater kooperativ und warnt ihn. Bevor das Team die Gefahr von Lasse abgewendet hat, gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Während der Recherchen zum Mordfall am Hotel kommen einige Dinge zum Vorschein, von denen ich persönlich noch nie gehört habe. Lasse Larsson lässt sich den Zusammenhang von Vietnamesen und Chinesen in Bezug auf chinesische Mafia und Triaden näher erklären. Dies ist eine Sache für sich und diese Leute sind kreuzgefährlich, wenn sie einmal verärgert sind. Außerdem erfährt der Leser, wie ein Roulette funktioniert und welche Möglichkeiten es zur Manipulation gibt. Die ausführliche Rechnung, die der Groupier ihm aufmacht, habe ich immer noch nicht verstanden, was dieses Spiel und die Zufälle der gewonnenen Zahlen betrifft. Das hört sich kompliziert an.

Eine weitere höchst interessante Stelle im Buch erklärt die Rolle der Luftbrücke in Berlin, die sehr detailliert dargestellt wird. Es ist dem Autor anzumerken, dass er Journalist ist und über gut recherchiertes Wissen verfügt, das er in seine Fälle mit einbaut und nutzt. Ebenso ist auffällig, die Schauplätze sind wieder ortskundig fundiert und geben einen Teil des Lebens wieder, so wie es sich dort abspielt. Dabei kommen die Beschreibung der Landschaft und die Authentizität der Lokalitäten nicht zu kurz. Als Leser ist es möglich, alles Geschriebene nachzuvollziehen und mit Lasse Larsson mitzugehen, egal, wo er sich auch gerade befinden mag. Er scheint auch gern in die Bäckerei Junge zu gehen und trinkt gern Kaffee. Wer gerne ein Rezept nachkochen möchte, der schaut auf Seite 170 nach und lässt sich überraschen. Mir ist das Wasser im Mund zusammen gelaufen.

Im Team um Lasse Larsson hat jeder seine Aufgaben, die jeden Tag verteilt werden und ist ständig bemüht, diese mit Enthusiasmus zu erfüllen. Gilt es doch, einen mutmaßlichen Täter dingfest zu machen, bei dem die Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen ist. Nicht zu vergessen die Gerichtsmedizin, die Blutspuren und DNA sowie Stoffreste überprüft sowie die KTU, dessen Leiter immer einen Wilhelm-Busch-Spruch auf den Lippen hat, um die Situation zu entkräften: Zum Beispiel hat mich dieser hier zum Schmunzeln gebracht, trotz des ernsten Hintergrundes:

Zitat:
"Hier strotzt die Backe voller Saft,
da hängt die Hand, gefüllt mit Kraft.
Die Kraft, infolge der Erregung,
verwandelt sich in Schwungbewegung.
Bewegung, die in schnellem Blitze,
zur Backe eilt, wird hier zur Hitze.
Ohrfeige heißt man diese Handlung,
der Forscher nennt es Kraftverwandlung."

Aber auch das BKA und LKA sowie SEK und das MEK sind mit gefragt. Letzteres hat mit zu einer Festnahme beigetragen. Danach war es Lasse Larsson etwas wohler und er konnte zu seinem aktuellen Fall uneingeschränkt zurückkehren. Durch die Klärung dieser Angelegenheit wurde der Kreis zu Berlin und LL seiner Vergangenheit geschlossen. In Mordfall Huebner werden die Ermittlungen zur Aufklärung nun noch erschwert durch einen Doppelgänger, den ein Zeuge zu sehen geglaubt hat sowie die verschiedenen Namen, die eine Person benutzt. Insgesamt gibt es auch mehrere mögliche Täter und viele Leute, die einen bestimmten Part im Fall einnehmen. Irritiert haben mich persönlich die ähnlichen chinesischen Namen, die darin involviert waren.
Sie tragen alle Fakten zusammen, die sie haben: Zeitungsausschnitte, Protokolle, Verhöre, Fotos, Emails, Auskünfte eines Experten zur Szene, Beobachtungen, Observierungen, Befragungen der Nachbarn, die Leute der Finanzfirma, der betrogene Ehemann, verschiedene Videobänder in den Casinos, Pressemeldungen. Zu Hilfe kommt ihnen dann eine Aussage der untergetauchten Vietnamesin, die Lasse Larsson und sein Team letztendlich die heiße Spur bringt. Denn in der Zwischenzeit haben sie noch einen Mordfall aufzuklären, der in eine neue, aber auflösende Richtung geht. Dabei spielt die Vietnamesin eine nicht unbedeutende Rolle.

Beendet wird der Fall mit der Demonstration des Falles im BKA, infolge dessen und auf Grund der Tragweite des Ganzen, Lasse Larsson den Mordfall Huebner nun abgibt. Im Epilog wird deutlich, wie gefährlich diese Leute sind. Denn es geschieht, was kommen musste…

Insgesamt ist dies wieder ein kompakter Krimi, der viel politische Berichterstattung und politische Hintergründe aufdeckt, die sogar bis Berlin in meinen nächstgelegenen Stadtbezirk reichen. Dem Autor ist es wieder gelungen, einen komplexen Roman fertig zu stellen, mit geballter Information aktuellen Geschehens, verarbeitete Vergangenheit und Weisung in die Zukunft - in Form eines Krimis, der spannend ist bis zum Ende. Wobei der Fall irgendwie verläuft, auch wenn das Geschehen insgesamt schlüssig ist.

Grit Weber aus Berlin


6. Juni 2008

Ohne viel Umschweife kommt es in diesem Krimi zum Mord an Ferdinand Huebner. Kriminalhauptkommissar Lasse Larsson, den man bereits in „Die Jagd auf den Inselmörder“ liebgewonnen hat, stellt sein Team zusammen, welches man ebenfalls aus dem ersten Usedom-Krimi kennt. Neu hinzu kommt Monika Landris, eine Polizeiobermeisterin aus Heringsdorf.

Das ermittelnde Team stürzt sich umgehend in die Recherchen. Da Ferdinand Huebner in Singen zu Hause war, reist Lasse natürlich auch an den Bodensee, um dort in Huebners Umfeld Informationen einzuholen.

Ferdinand Huebner war kommissarischer Baudezernat. Sein vom Vater geerbtes Autohaus führte er in den Ruin, denn er war auch spielsüchtig und in vielen Casinos bekannt. Es gibt eine Verbindung zu einer Finanzservice GmbH und auch zur chinesischen Mafia. Und seine Frau geht auch noch fremd. Wo genau ist nun der Mörder Huebners zu suchen? Spuren legt George Tenner viele. Welche führt ans Ziel?

Von Anfang an ist man an das Buch gefesselt. Da die Suche nach dem Mörder in mehrere Richtungen führt und die Person Ferdinand Huebner von allen Seiten beleuchtet wird, saugt man jedes akribisch ermittelte Ergebnis in sich auf. Doch das Puzzel hat viele Teile und fügt sich nur langsam, aber stetig zusammen. Somit ist ständig dafür gesorgt, daß sich die Spannungsspirale dreht und der Leser nicht mehr vom Buch lassen kann.

Alle ausgelegten Fäden laufen zum Ende des Buches zusammen. Die Auflösung des Falles ist verblüffend. Lasse Larsson und sein Team haben mal wieder sehr gute Arbeit geleistet, auch wenn sie letztendlich den aufgeklärten Fall ans BKA abgeben müssen.

Der in diesem Buch beschriebene Fall ist sehr spannend und fesselnd. Doch wer George Tenner´s andere Bücher kennt, weiß, daß sie sehr vielschichtig sind. So wird Lasse während der Ermittlungen auch noch von seiner Berliner Vergangenheit eingeholt. Vater und Sohn Arasücü tauchen in Heringsdorf auf und auf Lasse wird geschossen.

Einerseits sieht Lasse somit dem Tod ins Auge, doch auf der anderen Seite verliebt er sich in eine Kollegin. Auch diese Geschichte verfolgt man als Leser mit und ist gespannt, wie sie sich entwickeln wird.

In diesem Roman werden aber auch viele Themen angesprochen, die den Leser zum Nachdenken anregen. Es geht um die Chinesische Mafia, um Schutzgelderpressung, Menschen-, Drogen- und Zigarettenhandel. Es geht um Glücksspiel, Korruption im Amt, um Aktivitäten von Neonazis und vieles mehr. All diese Themen werden angesprochen, teilweise mit Ausschnitten aus Zeitungsartikeln belegt und gekonnt in den Roman mit eingebaut.

Besonderes Hauptaugenmerk hat der Autor in seinem Buch auf die Triaden gelegt, da sie von großer Bedeutung für den Kriminalfall sind. Von den Triaden gibt es in China ca. 5000, sie sind mit der Mafia vergleichbar sind. Die K14-Triade nimmt hierbei einen besonderen Stellenwert ein. Auch werden Machenschaften zwischen den Chinesen und den Vietnamesen offengelegt. Eine Textstelle fand ich diesbezüglich besonders interessant:

„Bei Bandenkriegen konkurrierender Gangs der vietnamesischen Zigarettenmafia wurden beispielsweise Ende März 1995 fünf Vietnamesen in einem Wohnheim der Berliner Plattensiedlung Marzahn hingerichtet.“

Marzahn - das ist bei mir gleich um die Ecke und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als mir damals diese Nachricht zu Ohren kam. Doch es gibt noch weitere ähnliche Nachrichten über tätsächliche Vorfälle aus Halle und Hamburg, die George Tenner in diesem Buch erwähnt.

Das Buch gibt jedoch nicht nur politische Denkanstöße. George Tenner läßt hier auch wieder sehr viel Persönliches einfließen. So hängt zum Beispiel bei Monika Landris in der Wohnung ein Gemälde des Dresdner Malers Helmut Schmidt-Kirstein, Tenners Vater. Lasse kocht auch für sich und seine neue Liebe, wobei bei der Beschreibung erkennbar ist, daß George Tenner selbst leidenschaftlich gern kocht, was er auch auf seiner Homepage www.george-tenner.de angibt. Dazu mal folgende Textpassage:

„Larsson setzte das Sauerkraut auf und köchelte es zwanzig Minuten. Es war die Zeit, die die Kartoffeln brauchten, um weich zu werden. Er wusch die Fische, trocknete sie ab und würzte sie mit Pfeffer und Salz. Die Hautseite melierte er leicht. In der gusseisernen Pfanne briet er den Fisch langsam auf der Haut. Die Kartoffeln waren schnell gepellt und in einem kleinen Topf mit ein wenig Butter warm gestellt. Er goss die letzten Tropfen Wasser vom Kraut ab und zog das Drittel eines Stückes Butter darunter. Dann hob er vorsichtig die Schinkenwürfel unter das Kraut, das nun nicht mehr auf dem Feuer stand.“

Na, da bekommt man doch Appetit, oder?

Nicht zuletzt sind auch die einzelnen Ortsbeschreibungen sehr gut gelungen. Egal, ob man sich nun auf Usedom, am Bodensee, in oder in der Nähe von Berlin befindet – es sind alles Orte, die der Schriftsteller persönlich sehr gut kennt, was man beim Lesen auch bemerkt. Hierbei fand ich nun ganz besonders witzig, daß auch die Feinschmeckeretage des KaDeWe´s erwähnt wird, durch welche Lasse mit seiner Liebsten zwei Stunden lang schlendert, denn hin und wieder darf ich dort arbeiten und somit kenne ich diese so genannte „Fressmeile“ sehr gut. Doch auch wenn Lasse Larsson zum Nachdenken auf die Seebrücke in Heringsdorf geht, dann fühlt man sich regelrecht heimisch.

So vielschichtig und informationsreich dieser Krimi auch ist, man verliert nie den Faden und kann jedem einzelnen Handlungsstrang in diesem Buch folgen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und stets erfährt man etwas Neues, so daß man große Freude beim Lesen hat und regelrecht animiert ist, ständig weiterzulesen. Der Personenkreis bleibt überschaubar, man kann die einzelnen Verbindungen zwischen den Personen gut nachvollziehen. Schön fand ich, daß man Lasse und sein Team nun noch etwas besser kennengelernt hat. Da bleibt es nur zu hoffen, daß es weitere Morde auf Usedom geben wird, zu deren Aufklärung das Team um Lasse Larsson hinzugezogen wird...